Wer wollen wir mehr sein

Wolltest du von etwas schon immer mehr sein?
Einen Anteil von dir mehr leben?
Ausdrücken, verkörpern, was da in dir brach liegt?

Ich habe die Fasnacht lange nicht gemocht.
Trinkende, verkleidete, laute Idioten.
Da geh ich nicht hin.

Und dann bin ich Vater geworden.
Und bin mit meinen Kindern hingegangen, weil sie hingehen wollten.
Ich natürlich unverkleidet, wie peinlich.

Und nächstes Jahr bin ich wieder hingegangen, mit den Kindern.
Ein bisschen verkleidet.

Und nächstes Jahr wieder, mit den Kindern.
Richtig verkleidet.

Und nächstes Jahr wieder.
Nicht verkleidet.
Sondern ich habe einem Anteil von mir ein Gesicht, eine Form, einen Ausdruck gegeben.
Es war unglaublich! Geil! Faszinierend! Belebend!
Diesen Anteil würde ich sonst nicht zeigen.
Hier kann ich es, geschützt von trinkenden, verkleideten Narren.
Denn das sind wir. Narren.
Aber Narren sind nicht dumm. Im Gegenteil.
Wir sind schlau, wir zeigen der Gesellschaft Dinge in einer übertriebenen Form auf, üben versteckt öffentlich Kritik.
Weil offene Kritik in der Vergangenheit von der führenden Obrigkeit bestraft wurde.

Natürlich hat die Fasnacht ihren wahren Biss grösstenteil verloren, ist wie so viele schöne Traditionen, vom Konsum, dem reinen Vergnügen, dem Betäuben vereinnahmt worden. Nicht überall, aber fast.

Diese Jahr habe ich mich entschieden, als etwas Wildes zu gehen, inspiriert von der Tschägette, dem immer noch urchigen Ritual aus den noch traditionellen Regionen der Schweiz.

Ich bin das Wilde, Gfürchige, Riesige, Haarige Wesen.
Das in allen von uns wohnt. Vor dem wir selbst Angst haben.
Und vor dem wir Angst haben, das Andere Angst haben.

Und viele sind gerannt, haben gekreischt, geschrien, gefürchtet. (Ich liebe es!)
Doch manche sind stehen geblieben, mit grossen, geweiteten, faszinierten Augen.
Denn sie haben sich selbst in mir gesehen.

Und um diesen Moment noch mehr Bedeutung und Wirkung zu geben, habe ich eine meiner Taschen in den Kleidern mit Süssigkeiten gefüllt.

Und wenn der Magische Moment des Erkennens vorüber war, habe ich mich klein gemacht, hinuntergebaugt, um auf Augenhöhe mit dem Kind vor mir zu sein und in die kleinen Kinderhände etwas Süsses gelegt.
Um zu zeigen, dass hinter unserer Angst, unser Furcht oft ein wunderbares, liebevolles Wesen steckt, dass der Liebe genau so nahe ist, wie dem Wilden.
Und wenn wir wirklich lebendig sind.
Dann ist sind wir beides zusammen.

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